Doing the Time Warp




Autor: Robert A. Taylor
Titel: Warp
Verlag: Eigenverlag
Erscheinungsjahr: 2004
Umfang: 164 Seiten
Preis: ca. € 17




Ich bin ein Science Fiction-Fan. Eine Sparte der Science Fiction hat es mir ganz besonders angetan: Alternate Histories, also Was-wäre-wenn-Szenarien, die mal mehr mal weniger plausibel untersuchen, wie die Welt aussähe, wenn ein bestimmtes Ereignis nicht eingetreten wäre, oder sich anders abgespielt hätte. Regelmäßige Leser meines Weblogs werden wissen, daß es seit fast einem Jahr DIE perfekte Seite für Leute wie mich gibt: Today in Alternate History ist ein Weblog, das Tag für Tag die wichtigsten Jahrestage zelebriert, nur eben nicht die uns allen bekannten, sondern diejenigen, die einem alternativen Geschichtsverlauf entspringen. Im Laufe der Zeit hat Taylor neben einer Unzahl an Einzelhistorien, die nur ein einziges Mal Erwähnung fanden, auch eine Reihe von Zeitlinien erschaffen, die immer wieder verwendet wurden. Eine dieser Zeitlinien hat er nun zu einem Roman ausgearbeitet (und für eine zweite ist der Roman bereits angekündigt).

Worum geht es? Auf dem Backcover steht grob übersetzt folgendes:

Im Jahre 1720 landete eine Rasse von Außerirdischen namens Mlosh auf der Erde und fand eine Heimat unter den Menschen. Der Einfluß, den ihre Gegenwart auf Erden hatte, führte dazu, daß manche Leute sie lieben und andere sie hassen. Warp ist die Geschichte einer Gruppe von Anti-Mlosh-Terroristen und der Polizisten, die versuchen sie zur Strecke zu bringen.

Der Roman ist sehr flüssig und spannend geschrieben. Die Kürze kommt dem Fluß der Erzählung zugute, es wird fast nie langweilig. Durch geschicktes Hin- und Herschalten zwischen der Perspektive der Terroristen und der der Polizisten wird geschickt mit dem Wissen und den Erwatungen des Lesers gespielt, besonders an einer Stelle, an der man durch zu frühes Umschalten bewußt auf's Glatteis geführt wird.

Die Thrillerhandlung steht eindeutig im Mittelpunkt des Romans, was meiner Meinung nach eine sehr gute Entscheidung war. Dadurch daß die Besonderheit der Alternativwelt nur ein Randphänomen ist, nutzt sie sich nicht so schnell ab und bleibt den ganzen Roman hindurch spannend und interessant. Denn auch zum Ende des Buches wissen wir noch nicht alles über diese Welt - ein Vorgehen, das den Leser in der Regel zufriedener zurückläßt, als wenn er mit Informationen erschlagen wird. Gleichzeitig ist die Fremdartigkeit der Welt aber allgegenwärtig. Nicht nur, weil immer wieder Mlosh wichtige (und auch unwichtige) Rollen spielen, sondern auch, weil die Gegenwart von Außerirdischen auf der Erde des 18. Jahrhunderts natürlich zu einer ganz anderen politischen und technischen Situation geführt hat. Gerade letzteres spürt man natürlich in beinahe jeder Szene und seien es nur die fliegenden Autos.

Etwas gewöhnungsbedürftig sind die Namen der Mlosh, die wie der Name ihrer Rasse nicht besonders leicht auszusprechen sind, was zumindest meinen Lesefluß auf den ersten paar Seiten etwas gehemmt hat. Aber man gewöhnt sich doch sehr schnell daran, vielleicht auch deshalb, weil die Handlung generell von recht wenigen Charakteren getragen wird. Und davon sind die meisten auch noch auf Seiten der Terroristen und haben somit menschliche Namen.

Ein Aspekt, der gerade dem Linguisten (und Pedanten) in mir besonders unangenehm aufgefallen ist, ist die Tatsache, daß bei der Recherche etwas geschlampt wurde. Peinliche Fehler wie zum Beispiel die Tatsache, daß die Niederländer die deutsche Anrede "Herr" benutzen, tragen nicht gerade dazu bei, das Klischee des dummen Amerikaners, der keine Ahnung von all dem hat, was sich auf anderen Kontinenten abspielt, zu entkräften.

Von diesen Kleinigkeiten abgesehen ist Warp aber ein Roman, den man bedingungslos empfehlen kann, eine gewisse Affinität zu Science Fiction vorausgesetzt. Taylor hat als Vertriebspartner die Seite Lulu gewählt, auf der man sich Warp sowohl im pdf-Format* herunterladen als auch die Printversion bestellen kann. Eine Kreditkarte sollte man allerdings schon zur Hand haben, um den Zahlungsverkehr abzuwickeln. Hier gibt es auch bereits den ersten Teil des nächsten Romans (dessen Printausgabe es vermutlich nicht durch den deutschen Zoll schaffen wird). Wie es weitergehen wird ist allerdings noch fraglich. Momentan plant Taylor ein Magazin, die Details stehen aber noch nicht fest.



*Ich weiß, wofür pdf steht und daß diese Formulierung daher redundant ist. Trotzdem hat sich das genauso eingebürgert wie SMS als Synonym für Kurznachricht. Lebt damit!


[Kreetrapper - 11.04.2005]