All God's children - they all have to die




Interpret: Nick Cave and the Bad Seeds
Titel: Murder Ballads
Label: Mute Records Limited
Erscheinungsjahr: 1996
Spieldauer: ca. 59 Minuten
Tracklist:
Song of Joy 6:47
Stagger Lee 5:15
Henry Lee 3:58
Lovely Creature 4:14
Where the Wild Roses Grow 3:57
The Curse of Milhaven 6:56
The Kindness of Strangers 4:39
Crow Jane 4:15
O'Malley's Bar14:28
Death is not the End 4:27




Nach langer Zeit habe ich mal wieder ein hervorragendes Album gefunden. Und wieder einmal geht der Dank für den Tip an die UA-Mailingliste, die mir schon Neil Gaiman nahegebracht hat. Murder Ballads ist übrigens das einzige Nick Cave-Album, das bei Karstadt keine 17, sondern nur 10 Euro kostet. Leute, die mich kennen, werden es bereits erraten haben: Ich habe es natürlich woanders gekauft, bevor ich dies herausfand.

Aber zum Album selbst. Wie mir gesagt wurde, ist Murder Ballads ein typisches Nick Cave-Album. Bei den meisten der 10 Stücke trifft der Albumtitel auch voll zu, da sie sehr balladesk daherkommen. Es geht ausnahmslos darum, wie (unschuldige) Menschen auf möglichst grausame und sinnlose Weise ums Leben kommen. Gerade Stücke wie "The Curse of Millhaven", "Song of Joy" oder "O'Malley's Bar" haben dabei den balladentypischen Erzählrhythmus, das heißt die Strophen sind nur einige Zeilen lang, dafür gibt es unzählige davon. "O'Malley's Bar" zum Beispiel hat eine Laufzeit von über 14 Minuten. Die Stücke sind aber trotz des allgegenwärtigen Themas "Mord" durchaus abwechslungsreich. Einige kommen beispielsweise sehr direkt und gewalttätig daher wie "Stagger Lee", wohingegen andere es schaffen eine unheimliche Atmosphäre zu erzeugen wie "The Curse of Millhaven" und wieder andere eher poetisch wirken wie "Song of Joy", in dem Milton zitiert wird. Die Musik unterstreicht die jeweilige Stimmung der Lieder optimal und Nick Cave hat auch die passende Stimme, um all diese Nuancen überzeugend zu transportieren.

Insgesamt ist "Murder Ballads" ein wirklich hervorragendes Album und eine echte Offenbarung für mich gewesen, der ich Nick Cave bisher nur durch "Red Right Hand" kannte, das er zum Scream-Soundtrack beigesteuert hatte. Ich kann das Album nur empfehlen, man muß allerdings Gefallen an derart düsterer Musik finden und es soll Leute geben, die nach dem Hören des Nachts kein Auge mehr zumachen können. Ich würde es am ehesten mit den dunkleren Stücken von Achim Reichels "Regenballaden" vergleichen, auch wenn die Musik bei Cave doch sehr viel rockiger daherkommt. Außerdem muß festgehalten werden, daß Reichel echte Balladen musikalisch adaptiert, wohingegen Cave den Großteil der Geschichten selbst geschrieben hat. Man sollte nicht zu lange darüber nachdenken, was uns das über ihn sagt. Und die Hauptsache ist ja auch, daß er weiterhin so wundervolle Musik produziert.


[Kreetrapper - 02.09.2003]